Wenn Plätze leer bleiben: Wie Clubs dem No-Show-Problem begegnen

Das Stadion ist ausverkauft – und trotzdem bleiben ganze Blöcke leer. Ein Phänomen, das im deutschen Profifußball immer häufiger auftritt: Fans kaufen Tickets, erscheinen aber am Spieltag nicht. Dieses sogenannte No-Show-Verhalten ist längst kein Randproblem mehr, sondern hat sich zu einer echten Herausforderung entwickelt – vor allem in der 1. und 2. Bundesliga. Die Folgen sind vielfältig:

Wirtschaftlich

Weniger Umsatz in Gastronomie und Merchandising

Organisatorisch

Schwieriger kalkulierbarer Personal- und Sicherheitsbedarf

Image

Leere Ränge wirken im TV und auf Fotos unattraktiv

Sponsoring

Sichtbare Lückem im Stadion mindern die Wertigkeit von Partnerschaften

Alle Clubs sind betroffen – aber mit unterschiedlicher Priorität

Für eine aktuelle Untersuchung haben wir mit den Ticketing-Verantwortlichen von Borussia Dortmund, HSV, VfL Bochum, FC St. Pauli, 1. FC Köln, Mainz 05, Hertha BSC und Hannover 96 gesprochen. Unser Ziel: besser zu verstehen, wo die Ursachen für No-Shows liegen, welche Maßnahmen bereits greifen und welche Lösungsansätze gemeinsam entwickelt werden können.

Deutlich wurde dabei: Das Thema beschäftigt alle Clubs – aber in sehr unterschiedlicher Intensität. Clubs mit dauerhaft hoher Nachfrage wie der BVB oder der 1. FC Köln verfolgen strenge Strategien gegen No-Shows. Bei Clubs mit größeren Ticketkontingenten steht die Problematik zwar ebenfalls auf der Agenda, jedoch mit geringerer Priorität.

Warum Fans trotz Ticket nicht kommen

Die Gründe für No-Shows sind vielschichtig:

 Dauerkarten Viele Fans schaffen es schlicht nicht zu allen 17 Heimspielen, denn beim Kauf gab es keine spielbezogene Entscheidung 
 Wetter & Jahreszeit Regen oder Winterkälte senken die Motivation 
 Gegnerattraktivität Top-Spiele ziehen, Kellerduelle eher weniger 
 Konkurrenzveranstaltungen   Karneval, Volksfeste und weitere Events werben Fans ab 
 Sportlicher Reiz Aufstiegskampf vs. Mittelfeld-Duell 
 Freikarten Ohne finanzielles Risiko ist die Hemmschwelle zum Zuhausebleiben niedriger 

Was Clubs gegen No-Shows unternehmen

Leere Plätze im Stadion sind für viele Clubs ein Ärgernis. Gerade dann, wenn eigentlich eine hohe Nachfrage besteht. Denn jedes nicht genutzte Ticket bedeutet nicht nur weniger Stimmung auf den Rängen, sondern auch entgangene Umsätze bei Catering und Merchandising. Um dem entgegenzuwirken, haben Clubs bereits verschiedene Maßnahmen etabliert.

Ein bewährtes Mittel ist der Ticket-Zweitmarkt Tixx-Clubsale. Er ermöglicht es Fans, ihre Tickets einfach und autorisiert weiterzugeben, wenn sie selbst verhindert sind. So bleibt der Platz im Stadion belegt und das Ticket in sicheren Händen.

Darüber hinaus setzen einige Vereine auf Mindestnutzungsquoten für Dauerkarten. Ein Beispiel: Wer weniger als 12 von 17 Heimspielen besucht, muss damit rechnen, die Dauerkarte nicht verlängern zu können. Die Botschaft ist klar: Ein Dauerkartenplatz soll auch tatsächlich genutzt werden.

Ein weiterer Ansatz sind Kommunikationskampagnen. Über Newsletter, Vereins-Apps oder Social Media erinnern die Clubs ihre Fans daran: „Kommt ins Stadion – oder gebt euer Ticket weiter!“ Oft genügt schon dieser kleine Anstoß, um die Quote der tatsächlichen Stadionbesuche spürbar zu erhöhen.

Am Ende gilt jedoch: Der Kontext entscheidet. Clubs mit Übernachfrage ärgern sich über leere Sitze, während andere Clubs eher damit beschäftigt sind, ihre Tickets überhaupt an den Fan zu bringen. Entsprechend unterschiedlich fallen die Strategien gegen No-Shows aus.

Strategien gegen No-Show Raten

Digitalisierung von Dauerkarten

Digitale Dauerkarten ermöglichen eine schnelle und sichere Weitergabe an Freunde

Dynamische Preismodelle

Wer seine Dauerkarte aktiv nutzt, wird am Saisonende finanziell belohnt

Pflicht zur Aktivierung im Onlineshop

Dauerkarten müssen vor jedem Spiel aktiviert werden – sonst gehen sie zurück in den Verkauf

Überbuchung von Stehplätzen

Nach Airline-Vorbild, basierend auf Auswertungen der No Show Raten in bestimmten Bereichen

Kontinuierliche Kommunikation

Sichtbarkeit des Themas erhöhen und an Ticket-Weitergabe über Clubsale erinnern

Anreizsysteme für Vielfachbesucher

Nutzung bekannter Anreize wie Treuepunkte, Rabatte und exklusive Benefits

Best Practice Sharing

Austausch erfolgreicher Methoden zwischen den Verantwortlichen der Clubs

Nutzungsoptimierung von Freikarten

Überprüfung der Freikarten-No-Show und Anpassung von Kontingenten
 

Kein Patentrezept, aber viele Hebel

Eins ist klar: Das No-Show-Problem lässt sich nicht mit einer Standardlösung beheben. Jeder Club muss individuell entscheiden, welche Maßnahmen zur eigenen Fanbasis und Ticketstruktur passen.

Während Clubs mit Wartelisten und Dauerkarten-Übernachfrage strenger vorgehen, setzen andere Clubs eher auf Motivation, Flexibilität und Service. Dabei ist entscheidend, dass die leeren Plätze als Thema in den Vordergrund rücken. Denn jeder potenziell freie Sitz, der über einen Zweitmarkt vergeben wird, ist ein Gewinn für Fans, Vereine und Partner.

 

Vielen Dank

… an unsere Clubs, die sich bereit erklärt haben, Ole Wilkening im Rahmen seiner Bachelorarbeit zur Verfügung stehen. Ebenfalls ein großer Dank an Ole für die Analyse sowie Aufbereitung von Lösungsansätzen, die wir in die Arbeit des Consulting einfließen lassen. 

 

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